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HSZG Aktuell

20. April 2015

Informatikkolloquium

Thema: Software Engineering aus dem Blickwinkel angewandter Psychologie

Am 18.03. hielten Dipl. Inf. (FH) Matthias Längrich und Prof. Dr. Jürgen Kawalek (Studiengang Kommunikationspsychologie) einen gemeinsamen Vortrag im Rahmen eines Informatik-Kolloquiums des Fachbereiches Informatik. Anwesend waren sowohl Studierende als auch Professoren und Vertreter Görlitzer Software-Firmen. Doch was hat Software Engineering mit Psychologie zu tun? Diese zunächst ungewohnt anmutende Kombination zweier sehr verschieden wahrgenommener Fachdisziplinen erwies sich schnell als sehr zielsicher bei der Analyse typischer Herausforderungen des Software Engineerings und initiierte eine lebhafte Anschlussdebatte. Beide Vortragende nutzten dabei ihre jeweilige Expertise zur fundierten Erläuterung und Argumentation.

Software Engineering als Teilgebiet der Informatik beschäftigt sich unter anderem mit Herausforderungen im Kontext der kommerziellen Neu- und Weiterentwicklung von Software. Auftraggeber ist ein zahlender Kunde, die Organisationsform ein Projekt, dessen IT-Projektleiter der Software Engineer ist. Software Engineering fungiert als Schnittstelle zwischen Kunden und IT. Diese Vermittlungsposition erfordert einen Kompetenz-Dreiklang aus Informatik (Modellierung, Implementierung, Test, etc.), BWL (Kosten, Zeit, Planung, Controlling, etc.) und Psychologie (Kommunikation, Konflikte, Systemtheorie, Empathie, Organisation, etc.). Damit befindet sich Software Engineering zu einem nicht unerheblichen Teil am Rande der informatischen Einflusssphäre und wird ergänzt durch interdisziplinäre Konzepte. Entsprechend groß ist das vom Software Engineer erwartete Kompetenzspektrum, welches infolgedessen weit über das Profil eines reinen Software-Entwicklers hinausgeht.

Die CHAOS Langzeitstudie der Standish Group belegt, dass nach wie vor etwa 61% der Software-Projekte mindestens teilweise nicht erfolgreich verlaufen (Stand 2012). Gleichzeitig benennt die Studie mehrere wahrscheinliche Faktoren, die für den Erfolg oder Misserfolg eines Softwareprojektes entscheidend sind: keiner dieser Faktoren ist informatischer Natur! Das könnte als Indiz dafür angesehen werden, dass informatische Fragestellungen in Projekten zwar zufriedenstellend bewältigt werden, jedoch der psychologischen Dimension des Software Engineerings zu wenig Beachtung beigemessen wird. Ziel dieses Kolloquiums war es, diese Fragestellung aktiv zu diskutieren.


Ansprechpartner

undefinedDipl-Inf (FH) Matthias Längrich

Fakultät Elektrotechnik und Informatik