In ihrer 30-jährigen Tätigkeit für die Hochschule hat Prof. Dr.-Ing. Marietta Spangenberg die Entwicklung des Fachbereichs Informatik sowie die Gestaltung beider Hochschulstandorte entscheidend mitbestimmt.
Marietta Spangenberg war als Professorin in den Berufungsgebieten Hardware/Grundlagen der Informatik von 1992 bis 2022 dreißig Jahre lang an der Hochschule Zittau/Görlitz aktiv. In dieser Zeit stießen ihre Vorlesungen, Übungen und Praktika u. a. in den Lehrgebieten Hardware, Datenkommunikation, Sicherheit in Netzwerken und Grundlagen der Informatik auf sehr großes Interesse bei den Informatik-Studierenden. Ihre Schwerpunkte in den letzten Jahren lagen dabei in den Lehrgebieten Computerarchitektur, Computernetzwerke, IT-Sicherheit und Datenschutz sowie IT-Sicherheitsmanagement und Objektorientierte Programmierung. Darüber hinaus hielt sie seit 2004 im Rahmen der Neisse University an der HSZG Vorlesungen und Praktika in englischer Sprache, z. B. im Modul Data Security and Data Protection sowie Security in Networks.
1958 in Zittau geboren, absolvierte Marietta Spangenberg 1976 bis 1981 ein Direktstudium der Informationstechnik an der Technischen Universität Dresden, und wurde im Anschluss mit ihrem Abschluss als Diplomingenieurin Informationstechnik als Projektantin in der Abteilung EDV und Rechentechnik der Technischen Hochschule Zittau tätig. Ihre Dissertation folgte 1989 mit dem Abschlussprädikat „magna cum laude“ zum Thema: „Ein Beitrag zur Realisierung von lokalen Ringnetzen unter Beachtung von Anforderungen der Büro- und Prozessautomatisierung“.
Während ihrer Dienstzeit als Professorin an der HSZG wuchs das Gebiet der Computernetze zu einem zentralen Thema der Informatik. Sie hat ihre Vorlesungen, Seminare und Praktika auf dem Gebiet der Netzwerktechnologie kontinuierlich an den Stand der Forschung und Technik angepasst und somit die Studierenden auf ihre zukünftige Arbeit in der Industrie oder Verwaltung vorbereitet. Sie hat am Standort Görlitz das Netz- und IT-Sicherheitslabor aufgebaut und immer auf den neuesten Stand gebracht.
Besonders hervorzuheben ist ihr Wirken als Direktorin des Hochschulrechenzentrums und der Hochschulbibliothek in der Zeit zwischen 2000 bis 2006. Unter ihrer Leitung erfolgte die wesentliche Entwicklung beider zentraler Einrichtungen für die Hochschule. So wurde das moderne Computernetz der Hochschule geplant und als Großinvestition realisiert. Die Bibliotheken beider Standorte wurden auf IT-Ebene zusammengeführt, die Bibliothek in Zittau am neuen Standort in der Mensa konzipiert und gebaut sowie die neue Bibliothek in Görlitz geplant. In ihrer Funktion hat sie in zahlreichen Gremien wie z.B. DFN, ZKI und AKIf die Hochschule vertreten, auch noch über ihre Zeit als Direktorin hinaus.
Marietta Spangenberg hat frühzeitig Datenschutz, IT-Sicherheit und Datensicherheit in ihr Berufungsgebiet integriert. Es lag ihr immer am Herzen, die Risiken der Computernetze und der verteilten Applikationen zu identifizieren, verständlich zu machen und zu lehren, wie man sie beherrscht.
Die Arbeit mit den Studierenden ist sie mit großer Ernsthaftigkeit und Freude angegangen. Bereits seit 1993 war sie als Betreuerin und Gutachterin sowie Zweitgutachterin zahlreicher Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten an der Hochschule Zittau/Görlitz tätig, von 2001 bis 2009 arbeitete sie darüber hinaus als Gutachterin für die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Als aktive Botschafterin der „Informatik“ hat sie das Fach am Standort Zittau etabliert, indem sie „Fachfremde” in die Informatik im Allgemeinen und in die Programmierung mit C und Objektorientierte Programmierung mit C++ einführte. Die dazu notwendigen Labore hat sie aufgebaut und betreut.
Darüber hinaus hat Professorin Marietta Spangenberg über viele Jahre den Prüfungsausschuss Informatik geleitet und dabei auch Lösungen für schwierige Situationen im Rahmen der Vorschriften gefunden. Als Gleichstellungsbeauftragte hat sie an praktisch allen Berufungsverfahren mitgewirkt und sie mit ihrer Sachkenntnis und ausgeglichenen Persönlichkeit bereichert. Dazu war sie für viele Jahre Mitglied des Fakultätsrates. In ihrer 30-jährigen Tätigkeit für die Hochschule hat sie das Schicksal der Fakultät sowie die Gestaltung beider Standorte entscheidend mitbestimmt.
Frau Prof. Spangenberg, Sie waren 30 Jahre lang als Professorin im Fachbereich Informatik tätig. Was hat Ihre Leidenschaft für Ihr Berufungsgebiet geweckt?
Ich war schon als Schülerin technisch interessiert und wollte unbedingt etwas Spannendes, aber auch etwas Herausforderndes studieren. Eigentlich wollte ich Funkoffizier bei der Handelsmarine werden. Deshalb hatte ich im Studiengang „Informationstechnik“ der TU Dresden die Studienrichtung „Nachrichten- und Rechentechnik“ gewählt.
Eine ungewöhnliche Wahl für eine junge Frau.
Das stimmt. Mädchen waren damals in der Informationstechnik unterrepräsentiert, was heute übrigens wieder oder immer noch der Fall ist. Wir waren ca. 180 Studierende in der Fakultät, davon 9 Mädchen. Ich habe mich sozusagen immer in einer Männerdomäne bewegt, was mich aber nie gestört, sondern eher angespornt hat, zu zeigen, dass Frauen auch auf diesen Gebieten etwas leisten können. Funkoffizier bin ich nicht geworden, da ich an der Uni in Dresden in spannende Projekte im Wissenschaftsbereich integriert war. Aber Nachrichten- und Rechentechnik war ein Glücksgriff. Das ist heute immer noch so interessant wie zu Beginn meines Studiums und heute noch viel bedeutender als damals.
Was ist das Besondere an der Informatik für Sie?
Mit der Informatik hatte ich mir das Fachgebiet ausgesucht, das sich in den letzten 40 Jahren am dynamischsten entwickelt hat. Das ist keine Mathematik, wo der Satz des Pythagoras heute immer noch gilt. Nein, da muss man immer am Ball bleiben. Es wird nie langweilig, es ist eine ständige Herausforderung. Man kann immer neugierig bleiben und Spaß und Erfolg beim Lösen von Problemen haben.
Was hat Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Freude bereitet? Was blieb Ihnen in besonderer Erinnerung?
Gern denke ich an die Leitungstätigkeit im Hochschulrechenzentrum und der Hochschulbibliothek zurück. Wir haben in diesen Jahren so viel Neues für die beiden Einrichtungen geschafft und dabei gab es auch zahlreiche Herausforderungen. Das Schönste an meinem Beruf war jedoch, dass ich mit jungen Menschen zusammenarbeiten konnte. Ich durfte sie ein Stück begleiten und ihnen etwas beibringen für ihr späteres Leben. Ich habe versucht, sie für Informatik zu begeistern, aber vor allem selbstständig und logisch zu denken, neue technische Herausforderungen anzunehmen und Probleme zu lösen, auch wenn es manchmal schwierig ist. Informatik ist nicht nur Programmieren, sondern eben auch beispielsweise die Welt der Netze, und die Informationssicherheit. Diese Themen spielen ebenfalls eine Rolle. Dafür bekomme ich heute noch von ehemaligen Studentinnen und Studenten ein positives Feedback.
Bei so viel Herz für die Lehre, fiel es bestimmt schwer, loszulassen.
Ganz habe ich Lehre und Leitungstätigkeit nicht aufgegeben. Freiberuflich wirke ich immer noch an einer privaten Hochschule als Studienleiterin für IT-Sicherheit und bin im Lehrprozess integriert.
Was verbindet Sie heute noch mit der HSZG?
Als Angehörige der Hochschule verfolge ich die Entwicklungen an der Hochschule und pflege auch den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen insbesondere der Zittauer Informatik. Auch „Ehemalige“ aus der HSB treffen sich ab und an und wir tauschen uns aus.